Unternehmen befinden sich derzeit mehr denn je im Wandel und wurden 2020 und 2021 mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Zahlreiche Lockdowns haben dazu geführt, dass Unternehmen zu hybriden Arbeitsmodellen und Remote-Arbeit wechselten, sofern sie dies nicht bereits in ihrer Unternehmenskultur verankert hatten.
Die grosse Schwierigkeit für Unternehmen lag in den vergangenen beiden Jahren darin eine stringente Unternehmenskultur aufrecht zu halten, anstatt sich ausschliesslich auf die geschäftlichen Angelegenheiten zu konzentrieren.

Im Austausch mit verschiedenen Arbeitgebern konnten wir feststellen, dass dies nicht ganz einfach war und die Unternehmenskultur in den vergangenen Monaten etwas zu kurz gekommen ist. Verständlicherweise ging es vielen Unternehmen vorerst um das geschäftliche Überleben. 
Dennoch spielt die Unternehmenskultur für uns einen zentralen Bestandteil in der erfolgreichen Führung oder dem erfolgreichen Wachstum eines Unternehmens. Darum beleuchten wir in diesem Beitrag genau dieses Thema: company culture. Eine These lautet nämlich: Aktuell ist die Unternehmenskultur wichtiger denn je!

Eine gesunde Kultur hilft ein starkes Fundament für Unternehmenserfolg aufzubauen. In einer Umgebung voller Unsicherheiten ist es umso wichtiger, dass man sich mit einer starken Unternehmenskultur schnell neuen Gegebenheiten anpassen kann und die eigene Kultur authentisch und effektiv auf Mitarbeiter übertragen kann. Eine gute Unternehmenskultur kann darum sogar das Zünglein an der Waage spielen zwischen Misserfolg und Erfolg.

Im Folgenden findet ihr einige unserer Denkanstösse:

1) Ein Fakt: Eure Kultur hat sich verändert.


“Früher war alles besser”. Zumindest wird das immer wieder gesagt. Jedoch ist das erstens kein Fakt, und zweitens sollte man sich nicht vor neuen Realitäten scheuen. Eine neue Realität ist, dass sich die Unternehmenskultur eines jeden Unternehmens unweigerlich durch die Covid-Pandemie geändert hat. Selbst mit dem Rückgang von Neuinfektionen und einer Flut an Impfstoffen, die einen Hauch von “back to normality” verbreitet, hat sich unsere Arbeitsweise und -umgebung grundlegend verändert.

Die Mehrheit der Arbeitnehmer denkt, dass sie von dieser veränderten Arbeitsweise betroffen sind. Positiv anzumerken sei an der Stelle, dass die meisten diese Veränderung als positiv ansehen.
Jetzt ist es für Unternehmen an der Zeit, aus dem, was funktioniert hat, Kapital zu schlagen, und nicht das Rad zurück zu drehen. Es gilt sich proaktiv um die Gestaltung bzw. Stärkung einer erneuerten Unternehmenskultur zu bemühen, die sich an eure besonderen Umstände angepasst hat.

Diesen Punkt möchten wir mit einer ermutigenden These schliessen: Jede Neuerung bietet Chancen. Jedes Unternehmen hat z.B. in dieser “neuen” Realität die Chance bahnbrechende Neuerungen in ihre Unternehmenskultur einzubauen, die es attraktiv machen für das Unternehmen zu arbeiten.

2) Der Fokus gilt den einzelnen Mitarbeitern.


Sollte der Fokus nicht schon vor der Pandemie auf dem/der einzelnen Mitarbeiter*in liegen? Was hat sich hier geändert?
Hier sollten wir vielleicht etwas konkreter werden: Durch die Coronavirus Pandemie ist alles deutlich “menschlicher” geworden. Alle Menschen hatten ihre Schwierigkeiten sich auf die neue Situation einzustellen. Die einen hatten grössere, die anderen weniger nennenswerte.

Fakt ist, dass der Fokus auf das seelische Leben des Einzelnen ein deutlich stärkeres Rampenlicht erhalten hat als zuvor.
Die Pandemie hat z.B. auch Arbeitskollegen untereinander einen viel tieferen Einblick in das Leben ihrer Kollegen gegeben. Plötzlich haben wir Schlafzimmer und Wohnzimmer von Kollegen gesehen. Die Katze, der Hund oder auch ein Familienmitglied sind schon mal durch die Kamera gesaust. Wir haben mitverfolgt wie sich unsere Kollegen behelfsmässig eingerichtet haben. Dies alles hat den steifen Büroraum als Fixpunkt aufgehoben, und das Rampenlicht auf das Privatleben des Einzelnen verschoben. 

Dies birgt natürlich auch Schwierigkeiten und genau hier gilt es als Unternehmen anzusetzen:
Eure Mitarbeiter haben den Vorhang etwas herablassen müssen und taten dies zum Teil sicher sogar gern. Hier sollten Unternehmen auf ihre Mitarbeiter zugehen und ihnen zeigen, dass sich mit dem Teilen von Privatem ein positiver Nebeneffekt eingestellt hat. Die Unternehmenskultur kann sich noch besser auf ihre Mitarbeiter einstellen und ihnen die Freiräume und Flexibilität ermöglichen, die sie benötigen.
Wir sind von der jahrelang diskutierten Work-Life-Balance nun bei der Verschmelzung von Work & Life angekommen. Eine Verschmelzung von Work und Life ist durch die Zunahme von Remote Working sicher organisch entstanden. Hier ist es aber immer noch wichtig, dass der einzelne Mitarbeiter auch noch abschalten und sich Zeit für sich selbst nehmen kann. Dies kann vom Unternehmen proaktiv gefördert werden. Das erzeugt nicht nur einen Effekt der Menschlichkeit, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. Ermutigt darum eure Mitarbeiter und Kollegen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Nur so kann sich das Wohlbefinden entfalten kann und die Arbeit weiterhin ein psychologisch sicherer Ort bleiben.

3) Fangt nicht bei Null an.


Denkt nicht, dass alles schlecht ist was bislang war. Viele Unternehmen kämpfen damit, dass ihre Unternehmenskultur derzeit keinen klaren roten Faden verfolgt. Erinnert euch aber daran, dass sie sicherlich an irgendeinem Punkt grossartig war! An diesem Punkt gilt es anzuknüpfen, wie auch Kevin Oakes in seinem spannenden Buch “Culture Renovation: 18 Leadership Actions to Build an Unshakeable Company” herausstellt. Eine grundlegende Gemeinsamkeit aller Unternehmen, die erfolgreich ihre Unternehmenskultur verändert haben, sei, dass sie nicht bei Null angefangen haben. Vielmehr haben sie ihre bestehenden Strukturen renoviert. Vergleichbar sei dies mit der Renovierung eines Hauses: Die gesündesten Unternehmen, sagt er, behalten die Teile der Kultur bei, die ihre Organisation grossartig machen, versuchen aber, ihren Wert im Laufe der Zeit zu verbessern.
Dabei hält man an Kernwerten fest, die euch als Unternehmen ausmachen und euch ein Alleinstellungsmerkmal geben. Schafft eine Mentalität der Mitgestaltung und bezieht eure Mitarbeiter auf allen Ebenen der Organisation in eure Renovierungsbemühungen ein. Einer der schwierigsten Teile der kulturellen Erneuerung ist es Skeptiker vom Wandel zu überzeugen.

In Anbetracht der vielen disruptiven Kräfte, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, ist eine Kultur, die sich mit dem Markt entwickelt, ein wesentlicher Bestandteil der organisatorischen Effektivität. Selbst in sehr erfolgreichen Unternehmen ist Kultur nie etwas Selbstverständliches. Ein Zurücklehnen und Ausruhen war in der Vergangenheit für berühmte Unternehmen bereits das Ende.
Darum: Geht das Thema “Unternehmenskultur” proaktiv an, anstatt zu reagieren. Passt eure Kultur an das aktuelle Zeitgeschehen an. Entwickelt eine Zuhör-Strategie, zeichnet eine Vision für die Zukunft auf, und schafft eine Mentalität der Mitgestaltung!